Ich gebe zu – ich bin ein Mensch, der schon immer anders sein wollte. Ich habe Ähnlichkeiten mit Menschen, die mir mein Leben schon recht schwer gemacht haben und alleine das war in meiner Kindheit schon schrecklich. Als Kind sagte ich schon immer, dass ich eine Schönheitsoperation haben möchte, damit ich nicht so aussehe. In der Schule wurde ich später gemobbt. Damals gab es den Ausdruck „Mobbing“ allerdings nicht. Ich war immer „Yvonne die Tonne“ oder „die Dicke da“. Obwohl ich damals nicht zu dick war. Nur eben durchschnittlich. Ich trug nicht immer die neusten Klamotten von den besten Marken aber ich war immer schick an. Dafür sorge meine Familie – der Teil meiner Familie, der mich liebt. Es gab aber auch einen anderen Teil meiner Familie. Selbst dort durfte ich mir Dinge anhören wie „Du fetter Otter“ oder „Geh mit Deinem fetten Arsch da weg“. Das hat ganz schön gesessen und meine Mom hatte immer viel Arbeit, mich wieder aufzubauen. Danke dafür liebste Mama – ich liebe Dich! Mit der Zeit habe ich mir als Teenager angewöhnt, nicht jeden an mich ran zu lassen. Zu der Zeit galt ich als arrogant und unerreichbar, weil ich eben nicht mit jedem gesprochen habe und auch nicht vor manchen Menschen Kniefälle gemacht habe. Ich war aber nicht überheblich oder arrogant und manche Leute haben das dann gemerkt, als sie mich näher kennen lernen durften. 

„Du bist ja gar nicht so wie ich dachte“ – das bekam ich recht oft zu hören. Dann kam eine Phase in der ich recht selbstverliebt war. Darüber rede ich nicht gerne denn das war eine Zeit, in der ich alles andere als einfach war und dafür möchte ich mich jetzt auch noch von ganzem Herzen bei meiner Familie entschuldigen.

Dann 2008 mein Zusammenbruch. Die Psyche wollte einfach nicht mehr. Es ging gar nichts mehr. Und wenn ich sage gar nichts, dann meine ich es auch so. Schwere Depressionen gepaart mit Todesängsten. Angststörungen, Panikattacken – ich war nicht mehr ich. Ich war nicht mehr da. Ich funktionierte nicht einmal mehr. Ich vegetierte lebendig vor mich hin. Ich hatte keine Lust mehr so zu leben. Mein Hausarzt sagte, dass mein Leben so nicht lebenswert war. Toll, wenn man sowas von einem Arzt zu hören bekommt. während man eh Todesängste hat und 24h am Tag das Gefühl hat, sterben zu müssen. Irgendwann denkt man sich – Sehr gut…dann ist der Mist hier wenigstens vorbei. Ich bin aber froh, dass das nicht der Fall war und ich mit meiner Familie irgendwann angefangen habe zu kämpfen. Der Kampf lohnt sich und ich könnte schreien, wenn ich höre, dass jemand aufgeben will…das Leben weg werfen möchte. Oder wenn ich an manche  Leute bzw. Freunde denken muss, die sich schon das Leben genommen haben. Es kann doch alles wieder anders werden. Dafür ist es das Leben. Man kann sogar selbst viel ändern – man hat es in der Hand. Aufgeben ist definitiv keine Option. Meine Mom hat mir das Leben geschenkt, ihr Leben dafür riskiert. Mich gut erzogen, war und ist immer für mich da und ich gebe es dann auf? Ähm…Nein?!? Kämpfen ist angesagt – der Kampf wird belohnt…und zwar mit dem Leben und es ist doch so…es kann nicht nur gute Tage geben und auch nicht nur schlechte. Oder? Ich bin froh, dass ich lebe und den Kampf aufgenommen habe!

Das Leben ist kein Ponyhof verdammt…

Da ich aber eine wahnsinnig tolle Familie habe, die hinter, zu, neben und vor mir steht, kam ich da soweit auch wieder raus bzw. bin noch dabei, mich richtig hoch zu ziehen. Schritt für Schritt. Aber was ich noch lernen muss ist, mich selbst zu lieben. Mich annehmen und zu akzeptieren, dass ich einfach nur ich bin. Das will ich auch bleiben. Gut – an meinem Aussehen möchte ich einiges ändern. Aber nicht für andere sondern für mich, damit ich mich in meinem Körper auch wohlfühlen kann. Ich möchte aber nie wieder so selbstverliebt sein, wie ich einmal war. Also muss ein Mittelweg her.

Wie lerne ich, mich selbst zu lieben? Nun ich habe schon einige Therapeuten hinter mir. Den ein und anderen Tipp kann ich auch empfehlen.

Sport ist zum Beispiel ein guter Tipp. Wenn es mir nicht gut geht, ich innerlich unruhig bin, sauer, traurig, wütend oder mich einfach nicht mag, ziehe ich mich an und mache Sport. Allerdings nicht einfach aufs Fahrrad setzen und bisschen strampeln. Ich powere mich dann richtig aus und das Gefühl nach der Dusche danach ist regelrecht befreiend. Man fühlt sich besser, die Haltung wird besser, der Körper formt sich und man ist verdammt stolz auf seine Leistung.

Tagebuch schreiben hat mir geholfen und tut es jetzt noch. Den ganzen Kram aus dem Kopf raus aufs Papier bringen. Manchmal laufen dabei die Tränen aber auch das ist ein Ventil, was den Druck ablässt und man sich danach wieder besser fühlt. Schön ist es, wenn man jeden Tag etwas Positives hat und wenn es nur das Vogelzwitschern ist, was man liebt und gehört hat, was man am Ende aufschreibt und diesen positiven Satz mit in den Schlaf nehmen kann.

Beautyday – ich kümmere mich einfach mal um mich. Rasieren, epilieren, eine Maske auftragen, dabei gute Musik hören und vielleicht Räucherstäbchen anzünden, in Ruhe duschen gehen, ein Peeling benutzen, den Körper verwöhnen. Das tut auch der Seele gut und da man sich um den Körper kümmert, baut das auf und man lernt den Körper anzunehmen.

Sich selbst loben und auch mal Komplimente machen. Mein Therapeut sagte mir, dass ich mich vor den Spiegel stellen soll und mir klar machen soll, dass ich so wie ich bin absolut toll bin. Dass ich mir auch Komplimente machen soll. Zum Beispiel: Du siehst heute wieder richtig gut aus. deine Augen leuchten, die Haare fallen wunderschön. Dein Körper formt sich – Bist schon toll. Ja ich weiß…es hört sich albern an aber mit der zeit ist das doch hilfreich. Ich habe damit noch so meine Probleme und lache dann. Aber hey – lachen ist gesund, tut der Seele gut und man sieht mit einem Lächeln im Gesicht doch schon wieder einen Tick besser aus…oder?

Was mir auch sehr hilft, sind die langen Spaziergänge mit meiner Mom und Happy. Wie reden, lachen und regen uns auf. Aber es macht Spaß. Man kann auch die Seele baumeln lassen. Vor allem bei uns in den Wäldern, auf den Feldern… Die Natur genießen und entspanen. Wer entspannt ist, fühlt sich besser. Wer sich besser fühlt, mag sich eher. Wer sich mag, hat eine bessere Ausstrahlung.

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Ich habe in den Jahren einiges gelernt. Nun muss ich nur noch lernen, dass ich so wie ich bin, wirklich gut bin. Es ist gut so wie man ist. Das sollte jeder wissen. Jeder Mensch ist individuell und jeder ist so wie er ist genau richtig. Wäre ja schlimm, wenn jeder gleich ist. Was ich aber an manchen Menschen absolut nicht leiden kann ist die pure Oberflächlichkeit. Manche denken wirklich, dass sie nur jemand sind, wenn sie Geld haben, die perfekte Figur haben, perfekt aussehen… Aber – das ist nicht der Fall. Denn jede Macke ist etwas Besonderes und genau die macht den Menschen – die Persönlichkeit aus

Wenn man mit sich selbst nicht zufrieden ist – so wie ich es bin, sollte man eben was ändern. Lernen, sich zu lieben und sich zu akzeptieren, wäre da ein sehr guter Anfang. Am Körper kann man arbeiten…aber man sollte sich trotzdem immer treu bleiben.

 

Bleibt so, wie Ihr seid den so seid Ihr genau richtig.

 

Eure Frozen

1 Comment on Ich lerne mich zu lieben

  1. Davon kann ich ein Lied schreiben, aber ja, man muss immer daran denken, lerne dich zu lieben, das reicht vollkommen aus, aber manchmal kommt halt die andere Phase durch :)

    Liebe Grüße Nancy

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